Die Geschichte des Uhudlers

Der Uhudler stammt aus der Zeit nach dem großen Reblausbefall, der vor 1870 auch Österreich erreichte. Nach den Ausfällen der europäischen Rebsorten durch Reblausbefall, wurden reblausresistente amerikanische Weinreben unterschiedlicher Sorten nach Europa gebracht und mit einheimischen europäischen Rebsorten veredelt. Die reblaustoleranten „Amerikanerreben“ dienten als Unterlage für die Veredelung mit den „Europäerreben“. Die ersten unveredelten Direktträgersorten (Amerikanerreben) waren „Noah“, „Concord“ und „Isabella“, später auch „Elvira“, „Othello“, „Delaware“, „Ripatella“ und „Seibel“. Diese Direktträgerweine wurden später Uhudler genannt, eine Bezeichnung, die Ende 1950 im Südburgenland entstand. Im Laufe des 20. Jahrhunderts kam der Uhudler in Verruf. Es wurde behauptet, dass der Wein von Direktträgern einen hohen Anteil an Fuselölen und Methanol enthalte und daher gesundheitsschädlich sei. Im Jahr 1929 folgte eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht, wohl um Überschüssen und Preisverfall entgegenzuwirken. In einem Fachbuch von Prof. Dr. Fritz Zweigelt (österreichischer Botaniker, Entomologe und Rebenzüchter) aus dem Jahr 1929 ist zu finden: „Die spezifischen Giftwirkungen sind: Zornexzesse bei Männer, Hysterie bei Frauen, Neigung zu Halluzinationen, geistige und körperliche Degenerationserscheinungen bei Kindern (…)“ und „dass Leute, die regelmäßig Noahwein (ein Uhudler-Weißwein) trinken, eine fahle, blasse Gesichtsfarbe bekommen, am ganzen Körper zittern und dahinsiechen, während Bauern mit veredelten Weingärten kinderreiche Familien haben, gesund und arbeitssam sind (…)“. 1936 folgte das Auspflanzungsverbot für Direktträgerweine. 1937 kam es zum Verbot von Weinverschnitten mit Erzeugnissen aus Direktträgerreben. Nach dem Krieg im Jahr 1946 kam ein Rodungserlaß bis auf 25 Prozent der Uhudlerfläche. 1961 folgte das Verkehrsverbot von Direktträgerweinen und die Beschränkung, ihn nur mehr als sogenannten Haustrunk zu verwenden, der Ausschank und Verkauf waren jedoch verboten. 1971 griff dann das Parlament sogar in die Trinkgewohnheiten seiner Mitbürger durch die gesetzliche Festlegung einer mengenmäßigen Obergrenze für den Haustrunk Uhudler auf 400 Liter pro Kopf und Jahr ein. 1985 wurde der Begriff des Haustrunkes im Zuge der enormen Verschärfung des österreichischen Weingesetzes aufgrund des Weinskandals („Glykolwein“) aus dem Weingesetz genommen womit der Uhudler endgültig verboten war. Bis zu Beginn der 90er Jahre wurden tausende Liter Uhudler (vor allem im Südburgenland) von Kellereiinspektoren ausgeleert und kanalisiert. Der 1987 gegründete „Verein der Freunde des Uhudlers“ setzte sich zum Ziel, den Uhudler wieder in Verkehr zu bringen. Der in dieser Zeit weit verbreitete Name „Uhudler“ für Direktträgerweine wurde 1989 markenrechtlich als Wort-Bild-Marke beim Österreichischen Patentamt angemeldet und rechtlich geschützt. Der Begriff Uhudler ist auf das Südburgenland beschränkt. Aufgrund intensiver Bemühungen des Vereins der „Freunde des Uhudler“ wurde der Uhudler 1992 im Rahmen einer Weingesetznovelle wieder in das österreichische Weingesetz aufgenommen und durfte ab 1. August 1992 wieder in den Verkehr gebracht werden. Die Aufnahme in das Bundesgesetz veranlasste den Burgenländischen Landtag kurz darauf, in der Rebsortenverordnung 7 Direktträgersorten (Ripatella, Delaware, Concordia, Elvira, Noah, Isabella und Othello) zuzulassen. Seit 1995 sind, laut EU-Sortenverordnung, nur die Sorten Ripatella, Delaware, Concordia und Elvira als vorübergehend zugelassene Rebsorten einzustufen. Diese Direktträgersorten gelten laut Burgenländischer Weinbauverordnung, Landesgesetzblatt Nr.25/2003, bis 31.12.2030 als vorübergehend zugelassene Rebsorten. Mit dem gesetzlichen Auslaufen 2030 könnte der Uhudler wieder vor einem Produktionsverbot stehen. 2004 wurde die Bezeichnung Uhudler für regional-typische Direktträger-Reben für das Südburgenland neuerlich beim Patentamt registriert. Die bewegte Geschichte des Uhudlers ist zu einem der wichtigsten Elemente für den besonderen Ruf des Weins als regionale traditionelle Spezialität geworden. Der Uhudler hat heute als Werbeträger positiven Einfluss auf den Tourismus im Südburgenland.
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